In einem Offenstall leben Pferde in Gruppen bzw. kleinen Herden. Die Pferde können sich im Freien oder in einem überdachten, geschützen Bereich aufhalten und frei zwischen den Bereichen wechseln.
Die Haltung im Offenstall ist artgerechter als andere Haltungsarten, wie z.B. in einer Box. Das Pferd kann sich wesentlich mehr bewegen, was der Pferdegesundheit natürlich zuträglich ist. Das Pferd als Steppentier bewegt sich in der freien Wildbahn beständig beim Fressen weiter. Die Verdauung der Tiere wird durch die Bewegung gefördert. Durch die ständige Bewegung wird der Stoffwechsel angeregt, die Gelenke bleiben geschmeidig, und Atemwegsprobleme treten seltener auf als bei Boxenpferden. Auch das Immunsystem profitiert von frischer Luft und wechselnden Temperaturen. Pferde im Offenstall leiden seltener an Koliken als Pferde in Ställen, in denen sie sich weniger bewegen können. Auch die Luft ist ein wichtiger Faktor für die Pferdegesundheit. Schlechte Luft in geschlossenen Ställen kann zu Atemwegserkrankungen führen. Auch Verhaltensstörungen können bei Haltung im Offenstall vermieden werden. Denn wenn ein Herden- und Bewegungstier wie das Pferd die meiste Zeit in einer Box eingesperrt ist, dann treten häufig Verhaltensstörungen wie Koppen, Weben, Krippensetzen, Scharren, gegen die Box Treten und Selbstverstümmelung auf, ähnlich wie bei Wildtieren, die in Zoogehegen ständig auf- und ablaufen. Während sich Pferde in freier Wildbahn ca. 16 km am Tag vorwärts bewegen, meist einfach nur von einem Grashalm zum nächsten, bewegt sich ein Pferd in der Box ca. 160 Meter. Der Mangel an sozialen Kontakten zu anderen Pferden wie in einer Herde und der Mangel an Beschäftigung führen dann zu Ersatzhandlungen. Auch im Winter können Pferde im Offenstall bleiben, es ist nicht notwendig, dass sie in einen geschlossenen Stall umziehen. Pferde, die das ganze Jahr über im Offenstall leben bekommen rechtzeitig ein Winterfell.
Ein gut konzipierter Offenstall besteht typischerweise aus:
Bewegung gehört zu den wichtigsten Bedürfnissen der Pferde. Ein Pferd, das viele Stunden in einer Box verbringt, benötigt lange, um sich zu lockern. Pferde, die sich im Offenstall oder Laufstall bewegen können und mit Artgenossen soziale Kontakte haben sind wesentlich ausgeglichener als Artgenossen, die sehr lange stehen und ihren natürlichen Bewegungsdrang erst am Reitplatz austoben können.
Pferde sind Herdentiere, die sich nur zusammen mit anderen Pferden sicher und wohl fühlen. In der Pferdeherde gibt es Freundschaften, man liebt sich oder kann sich nicht leiden, es gibt eine Rangordnung, die ständig 'diskutiert' wird, kurz, es gibt ein soziales Leben und ständige, soziale Interaktion. Meist gibt es eine Leitstute und einen Leithengst bzw. Wallach. In frei lebenden Herden führt die Leitstute die Herde an und bestimmt die Richtung, während der Leithengst die Herde verteidigt. Zum Chef, egal ob Leitstute oder Leithengst wird meist ein erfahrenes, ausgeglichenes Pferd, das sich durch soziale Intelligenz auszeichnet. Hier zählt nicht Aggression oder Stärke, sondern Verstand und ein Verhalten, das der ganzen Gemeinschaft nützt.
Grundsätzlich profitieren fast alle Pferde von dieser Haltungsform – vom Freizeitpferd bis zum Sportpartner. Wichtig ist jedoch, auf die individuellen Bedürfnisse zu achten:
Die Offenstallhaltung bietet Pferden ein naturnahes, bewegungsfreundliches und soziales Leben – genau das, was ihrer Art entspricht. Wer als Pferdehalter bereit ist, in Planung, Bodenpflege und Futtermanagement zu investieren, wird mit gesunden, ausgeglichenen Tieren belohnt. Ein artgerecht geführter Offenstall ist somit nicht nur eine moderne, sondern vor allem eine pferdegerechte Form der Haltung.